Das Album des Jahres 2012 - Deftones "Koi No Yokan"

Es gibt Musik, die ist mehr als der Soundtrack zum eigenen Leben, was an sich schon angenehm und berührend genug wäre. Musik, die vielmehr wie ein guter, alter, vielleicht lang nicht gesehener aber unersetzlicher Freund daherkommt. Musik die sich einem der vom ersten Ton an wie ein wärmender Mantel um die Schultern legt, die einen wohlig umschließt wie ein randvolles Wannenbad mit einzigartigen Duftnoten, Musik, die einen schlicht zuhause sein lässt. Ich bin mir natürlich sehr wohl bewusst, dass ein solches Gefühl für jeden von anderer Musik ausgelöst wird, nur sehr zum Glück für mich bin ich kein anderer und die Deftones geben mir genau das, was ich zur musikalischen Seligkeit zu brauchen scheine. Doch von vorne.

Was hatte ich mich auf das neue Album der großartigen Deftones gefreut. Monatelang angekündigt, habe ich das vermutet fesselnde Werk natürlich sofort vorbestellt und - was nicht so oft vorkommt - die Tage bis zur Veröffentlichung gezählt. Und anders als bei anderen Lieblingsbands, hatte ich hier keine Sekunde auch nur die Befürchtung ob meiner endlos hohen Ansprüche enttäuscht zu werden.

Ich packte das wie immer verdammt stilvoll designte Album aus und von der ersten Sekunde an, schossen mir die Glückshormone von den Ohren durchs Herz in den Bauch und - ja, ich wiederhole mich - ich war Zuhause. Unfassbar tiefe Bässe wummerten mir die Riffs unter die Haut, Chino schrie sich mit seiner markanten Stimme zum ersten melancholisch einnehmenden Melodiehöhepunkt und sofort verschwommen die energetisch epischen Songs zu einem großen Kunstwerk voller Melancholie und Aggression. Einzig die Frage, ob das Album ein kunstvolles Monster ohne erkennbare Hits ist, oder ob nicht jeder Song ein unschlagbarer Hit für sich ist, bleibt unbeantwortbar. Nach jedem erneuten Hördurchgang tendiere ich jedoch weiter zur letzten These.

Dieses Album ist der perfekte Soundtrack für alle, die sich in die Musik fallen lassen können, als würden sie voller Vertrauen von einem Berggipfel in unbekannte Tiefen springen und weder vor brutalen Gitarren- und Schreiattacken Angst haben, noch vor Ambientteppichen und sphärischen Welten voller Wärme und Fantasie.

Die Deftones sind zum 7. mal zuhause, ich bin es auch - diese Scheibe macht (mich) glücklich.